Prag

Da man gefühlt die Hälfte seiner Auswärtsspiele im Südosten der Bundesrepublik (Dresden, Aue, Fürth, Nürnberg, Regensburg, Sechzig, Würzburg, Ingolstadt, …) austrägt, lag es auf der Hand, diese so häufig wie möglich mit einer Stippvisite in Johanns temporärer Wahlheimat zu verbinden. Träumte man beim ersten Besuch noch von einer kleinen Aufstiegstour, auf der wir uns schon einmal an internationale Auswärtsfahrten gewöhnen wollten, ehe am Sonntag in Fürth der Sack mit der Aufschrift “2. Liga” zugemacht werden sollte, war man beim nächsten Besuch bereits wieder auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Zweitliga-Tristesse hieß die Devise und so fingen wir bereits frühzeitig damit an, selber für Saisonhighlights zu sorgen, ehe es am Ende wieder enttäuschend werden könnte. Außerdem neigte sich auch das Sommersemester dem Ende entgegen und wir mussten zusehen, unserem Teilzeitslaven einen Besuch abzustatten, bevor der Prenzlauer Berg ihn wieder verschlingt.

Freitag ergänzten Ossi und Luca die Runde. Mit ihnen ging es am Abend via Metro in den Nordwesten der Stadt, wo im Stadion Letná der Athletik Club Sparta auf den 1. FC Slovácko treffen sollte. Nach dem Ticketkauf zog es uns erstmal in den nahegelegenen Park, von wo man einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt bekommt. Samt Staropramen und Klobasa nahmen wir neben dem Metronom Platz und starteten den Abend. Das Stadion gefiel mir wieder sehr. Natürlich alles andere als zentrumsnah, aber sowohl von außen, als auch von innen merkte man dem Ding dennoch an, dass hier schon so einige Schlachten geschlagen wurden. Aufgrund großer Unlust neben der “Fantabande” (einer von gefühlt tausend peinlichen Junggesellen-Gruppen) Platz zu nehmen, gaunerten wir uns mal wieder gekonnt auf die Haupttribüne, von wo aus wir auch einen wesentlich besseren Blick auf das Spielfeld und die aktiven Fans hatten. In dem Moment erinnerte ich mich an das letzte Mal Sparta. Es müsste irgendwann um 2010 herum gewesen sein, als sie im UEFA Pokal bei Olympique Lyon antraten. Während sie damals nicht großartig auffielen, wurden wir heute Zeuge sowohl einer starken Mannschaft, als auch einer Starken Fankurve. Selbst der Local bestätigte, dass er die Jungs hinter den Zaunfahnen “Ultras Sparta” und “Letensti” selten so lautstark gesehen hat. Die Leute hatten Bock! Nachdem dann auch noch die Hooligan-Gruppen “Falanza” und “Mlada Sparta” flaggten, entblößte sich der Mob obenrum und supportete von nun an oberkörperfrei. Die Mannschaft belohnte diesen Einsatz folgerichtig und gewann zwar knapp aber dominant. Schade nur, dass der gute alte Tomáš Rosický dabei nicht helfen konnte. Ich staunte nicht schlecht, als ich diesen Namen auf der Kaderliste las. Doch ähnlich wie bei Chrissi Quiring, scheint sich die Verletzungsanfälligkeit der großen Stars relativ zu ihrem Potenzial zu verhalten. Schade! Nach dem Spiel ging es direkt zurück in den Letna Park. Dort fand nämlich eine kleine Open Air Party statt, auf der wir mit ein-zwei Lobkowicz in der Hand anfingen das Tanzbein zu schwingen. Außerdem begrüßten wir zwei weitere bierdurstige Unioner, die auch heiß auf das kleine Pragderby am Folgetag waren.