Serbien, Bosnien, Rumänien

Serbien,
Bosnien,
Rumänien

Am Montag galt es, die längste Tour des Urlaubs zu bewältigen. So früh wie es ging (11 Uhr) machten wir uns auf die 830 Kilometer nach Bukarest. Wie so manch andere Fahrt dieser Tour, endete auch diese in völliger Ekstase. Im Grunde fühlt es sich so an, als würde man jeden Tag auswärts fahren. Mir gefiel das sehr, da man aufgrund der unterschiedlichen Vereine sonst nie in diesen Genuss kommt. Dementsprechend wurde sich im laufe der zwei Wochen vermutlich jede erdenkliche Fußball-, Suff- und Frauenanekdote erzählt und jeder vorhandene Ostmaul und Waving The Guns Song zehnmal gehört. Trotz der guten Laune entschieden wir aber in Craiova zu übernachten, da wir die Chancen, dort einen vernünftigen Zeltplatz zu finden, höher einschätzten als in der dicht besiedelten Hauptstadt. Nach langem Hin- und Her wurde das kaputte Zelt einer weiteren Notoperation unterzogen, bei der einige Aufkleber (nicht Sticker!) ihres Zwecks entfremdet wurden. Nur so konnte das Zelt auch das nächtliche Unwetter überstehen, ohne, dass das edle Interiors großartig nass wurde. Pünktlich um acht weckte uns dann die Politia Locala. Verwirrt aber nett fragten sie nach dem Grund unserer Übernachtung (im Stadtpark) und ließen uns nach kurzer handschriftlicher Personalienaufnahme gewähren. Wir nutzten die Gegebenheiten möglichst effizient, frühstückten also fix in der vielversprechenden Innenstadt mit mediterranem Flair und fuhren dann weiter in die Hauptstadt.

FC Voluntari gegen
ACS Poli Timișoara – 1:0
Stadionul Ilie Oană
231 Zuschauer (1 Gast)
Liga I
19. September 2017

Am Abend stand nämlich endlich wieder Fußball auf dem Plan. Der glorreiche FC Voluntari sollte auf ACS Poli Timişoara treffen. Wie immer, stand bei der Routenplanung einzig und allein der Austragungsort im Vordergrund und so beschäftigten wir uns mal wieder erst kurz vor dem Anpfiff mit den Historien der Teams. Das Spiel fand nämlich im Stadionul Ilie Oană in Ploieşti statt, einer geschichtsträchtigen Großstadt im Norden von Bukarest. Da wir nicht wussten, dass das eine Ausnahme darstellt und Voluntari eigentlich, wie hätte man es auch ahnen können, in Voluntari spielt, wunderten wir uns erst über das andersfarbige Stadion und dann über die geringe Zuschauerzahl. Außerdem fanden wir mal wieder keine Kneipe in Stadionnähe und mussten so die nächstgelegene Autowaschanlage belästigen. Bedient man dort eigentlich nur Autofahrer, überforderten wir das junge Personal sichtlich. Immerhin konnten wir uns nun, dank Abschaffung der Roaminggebühren, eine Bierlänge lang mit den Historien der Teams beschäftigten. Der FC Voluntari wurde 2010 gegründet und stieg eigentlich immer auf, sodass er keine 7 Jahre nach Vereinsgründung in Rumäniens erster Liga aufdribbelte. Aber irgendwie scheinen mir diese Durchmärsche hier ziemlich easy zu sein. Bei ACS Poli Timisoara sieht das ganze nämlich ähnlich aus – nach dem der beliebte Vorgängerverein nach Bukarest umsiedelte weil es Streitigkeiten mit der Stadt gab, kam es innerhalb kürzester Zeit zu zahlreichen Neugründungen und Vereinsauflösungen, inklusive Rechtsstreitigkeiten um irgendwelche Historienrechte, was 2012 in der Entstehung zweier Vereine mit nahezu gleichen Namen führte, die aber offiziell nichts mit dem eigentlichen Ursprungsclub zu tun haben dürfen. Während der heutige Gegner einem Retortenclub von vielen gleicht, ist ASU Poli hingegen ein von Fans gegründeter Vorzeigeverein, der inzwischen so einige Nachahmer fand. Natürlich hatten wir es aber mal wieder mit der uncooleren Variante zu tun. Egal!

Kurz vor Anpfiff betraten wir das eigentlich schöne Stadion und staunten nicht schlecht, als wir den “Mob” des Heimanhangs sahen. Es waren nämlich um die 15 Rentner, mit gefühlt mehr Fahnen in der Hand als Zähnen im Mund. Dazu noch zwei etwas jüngere Vorsänger, die sich mit ihren zwei Megafonen tatsächlich an so etwas wie organisiertem Support versuchten. Ohne Spaß, das sah aus wie ein Altersheim-Herrenausflug zweier überengagierter Pfleger. Herrlich. Doch da es mal wieder keinerlei Getränke gab, mussten wir einfach nach einer Lösung suchen, dieses Verbrechen an der Fußballkultur zu überstehen. Wir klärten es wie echte Männer: mit Schere-Stein-Papier. Prompt wurden zwei Verlierer ermittelt, die unter tosendem Jubel und den damit verbundenen Blicken aller anderen Gäste schnellstmöglich wieder das Stadion verließen, um am nächstbesten Konsum Limo und Wodka in Plastikflaschen zu ordern. Zurück am Ground, wurde in guter alter Abiparty-Vorglüh-Manier die Mische herum gereicht. So reichte der Pegel am Ende nicht nur um den Last Minute-Siegtreffer zu feiern, sondern auch noch, um sich einen Kuss vom Capo sowie ein gemeinsames Erinnerungsfoto abzuholen. Wie der Abend im “El Comandante Junior” in der Bukarester Altstadt endete, kann man sich ja denken…

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